Ab dem 29. März 2012 zeigt die Galerie Kai Hilgemann das Projekt der Kuratorin Ludmila Bereznitska „Kraft und Zartheit“. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten anerkannter ukrainischer, zeitgenössischer Künstler, die in anderen Zusammenhängen zuvor in der Ukraine, in Deutschland und den USA gezeigt wurden bzw. aus Privatsammlungen stammen. Sie alle widmen sich dem Thema Weiblichkeit und seinen Variationen, wie sie sich in der persönlichen Sichtweise der ausgestellten Künstler darstellen.
„Kraft und Zartheit“ finden als gegensätzliche Pole von Weiblichkeit in der zeitgenössischen Interpretation ihren Ausdruck in einer bildhaften Transformation. Sie gründen sich auf persönliche, soziale, nationale, mentale und andere weltanschauliche Vorstellungen der Künstler und variieren zwischen einer völligen Ablehnung der Weiblichkeit bis hin zu ihrer Kultivierung im patriarchalischen, archaistischen Sinn.
Wir haben bewusst keinen Anspruch auf Homogenität und Vollständigkeit erhoben und versucht, die Arbeiten von Ilja Tschitschkan, Mascha Schubina, Katja Solowjowa, Irina Kalennik, Walerija Trubina und Igor Gussjew – Künstlern, die mit ihrem Schaffen dieses Thema berührt und in unterschiedlichen Situationen und aus verschiedenen Anlässen ihre Sichtweise auf das Problem zum Ausdruck gebracht haben – zu einem Mosaik der Stilrichtungen zu fügen, die für die ukrainische Gegenwartskunst und ihre Situation typisch sind. Sowohl die Stilistik als auch der Inhalt der Arbeiten speisen sich in unserer Interpretation aus ästhetischen Vorstellungen, die überdies in Beziehung zum kulturellen Background der Künstler stehen (Stilrichtung, Milieu, Lebensweise), welcher den entscheidenden Einfluss auf ihre ästhetischen und, im weitgefassten Sinn, sozialen Prioritäten ausübt.
Gleichzeitig unterstreichen wir, dass alle künstlerischen Interpretationen gleiche Merkmale aufweisen. Ausgangsbasis für alle gezeigten künstlerischen Äußerungen ist die ukrainische künstlerische Tradition, die zu figurativ-bedeutungsstarken Methode der Selbstdarstellung, zu einem hervorstechenden Kolorit sowie zu Ironie und Selbstironie neigt.
Zu den Künstlern:
In der Ausstellung werden Arbeiten von Ilja Tschitschkan gezeigt, der eines seiner Projekte im ukrainischen Pavillon der Biennale von Venedig 2009 gezeigt hat, Stipendiat von DADA war, und dessen Arbeiten sich in den Museen in aller Welt befinden; Mascha Schubina wurde mit dem Wiktor-PinchukPreis 2010 ausgezeichnet und war Gewinnerin des Internationalen Wettbewerbs für junge Künstler „Eidos“ 2007; Katja Solowjowa ist eine junge Künstlerin aus Odessa, deren Projekte 2008 von den Zeitschriften „Art Review“ (London) und „Art Monthly“ (Großbritannien) positiv besprochen wurden; Igor Gussjew ist Kurator und Künstler, hat an vielen internationalen Wettbewerben teilgenommen und Preise gewonnen und war Kurator der Apartment Exhibition 2008 in Berlin; Irina Kalennik ist eine ukrainische Künstlerin, die Gender-Themen zum Gegenstand ihres künstlerischen Interesses gemacht und dazu eine Serie von bekannten Kollagen geschaffen hat; Walerija Trubina aus der Ukraine lebt heute in den USA, sie gehört zusammen mit Arsen Savadov, Aleksandr Gnilizki, Oleg Golosiy, Wassili Zagolow, Ilja Tschitschkan und anderen zu den Begründern der neuen ukrainischen Malerei, die die offizielle politische Kunst der Sowjetunion Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ablöste. Die ukrainische Neue Welle in der Kunst wurde von führenden Kunstkritikern in aller Welt in „Flash Art“ und anderen Zeitschriften Anfang der 90er Jahre als Phänomen definiert und wertgeschätzt, das vergleichbar ist mit der europäisch-amerikanischen Entwicklungslinie der Neuen Welle und in der Tradition des ukrainischen Parsuna-Barokko steht (Achille Bonito Oliva). Die Vertreterin der „Pariser Kommune“ (Name einer Gruppe junger oppositioneller Künstler Anfang der 80er Jahre) ist längst in die Annalen der ukrainischen Kunstgeschichte eingegangen. Wie früher entwickelt sie auch heute die Linie der Malerei in ihrem künstlerischen Schaffen weiter und ist eine herausragende Vertreterin der Kunstszene der Gegenwart.
Ausstellungsdauer : 30.3.bis 22.4.2012
Finissage : 22.4. von 14-16 Uhr
Verkehrsanbindung : U6 Kochstraße/ Checkpoint Charlie