Hilgemann Projects

 

Berliner Vertikale

28. April 2007 - 24. June 2007
 
  • warning: Parameter 2 to gmap_gmap() expected to be a reference, value given in /www/htdocs/w0092eb6/includes/module.inc on line 471.
  • strict warning: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w0092eb6/sites/all/modules/date/date/date.theme on line 255.
  • strict warning: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w0092eb6/sites/all/modules/date/date/date.theme on line 260.
  • strict warning: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w0092eb6/sites/all/modules/date/date/date.theme on line 261.
  • strict warning: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w0092eb6/sites/all/modules/date/date/date.theme on line 255.
  • strict warning: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w0092eb6/sites/all/modules/date/date/date.theme on line 260.
  • strict warning: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w0092eb6/sites/all/modules/date/date/date.theme on line 261.

Seit der Berliner Akademie-Zeit entwickelt Liv Mette Larsen ihre Arbeiten in Werkgruppen und Zyklen über mehrere Jahre hinweg. Die Serie, als Folge thematisch zueinandergehörender Bilder, die nur in einer, von der Künstlerin selbst vorgegebenen Form, mehr oder weniger streng in Beziehung gesetzt werden können, ist ihr formales Thema bereits zu Beginn der 80er Jahre.

Wie schon frühere Werkgruppen setzen sich die seit 1993 entstandenen Neuner-Serien, die Schriftportraits der vergangenen beiden Jahre und die jüngsten Paarspiele mit dem persönlich Erlebten, der Gedanken- und Gefühlswelt der Malerin auseinander. Seiten eines Tagebuches scheinen sich dem Betrachter zu öffnen - neugierig, gierig nach Bekanntem haschend, bisweilen unsicher berührt, gerät man in den Bannkreis des Privaten - erkennt die Malerin, Geliebte, Frau, Freundin und Mutter im Beziehungsgeflecht des letzten Jahrzehnts wieder. Schonungslos liebevoll und konsequent offenbaren die in kompositorischer Strenge gestalteten Leinwände Reflektionen auf Veränderungen und Konstanten ihrer Vita.
Der narrative Charakter des Dargestellten erlaubt die Suche nach dem Verborgenen; lädt geradezu ein, die Malereien zu lesen, in die Tiefe sowie Transparenz der Farben einzutauchen, die linearen und organischen Formen zu dechiffrieren im Sinne eines bewußt gewählten Erzählcodes.
Im Mittelpunkt der Neuner-Serien, der Schriftportraits und der Paarspiele steht das Portrait. Gewissermaßen als Projektionsfläche einer subjektiven individuellen Erfahrung. Eine Person, die zweifellos authentisch ist, ist Gegenstand des Diskurses, ihr Portrait Zentrum der gewählten Gestaltung. Die portraithaften Darstellungen lassen Gestalten erkennen, die das persönliche Umfeld der Malerin definieren. Deutlich wird das portraitmäßige Durchfühlen der Serien; Flächen und Linien, symbolhafte Bildfragmente erweisen sich als untrügliche Gradmesser für die Nähe oder Ferne der Künstlerin. Portraits, die- sich einprägen, denen über dem Individualisierungsversuch hinaus etwas lkonenhaftes innewohnt. Das Portrait fordert schließlich auch eine Konfrontation mit sich selbst; entfacht Verknüpfungen nuancierter Art mit den Portraitierten und schafft dabei kein Ideal- oder Abbild. Liv Mette Larsens Portraits besitzen einen beziehungsvollen assoziativen Gehalt, lassen das Leben mit- und untereinander spüren. Der Betrachter erfährt in den Zügen des Dargestellten nicht nur die Spiegelung einer einmaligen und zufälligen Stimmung, sondern Wesentliches, resultierend aus einer langen intensiven Beobachtung und Auseinandersetzung. Wieder und wieder finden sich silhouettenhafte Portraits, in denen der menschliche Kopf vom Hintergrund in linearen Begrenzungen abgesetzt wird. Durch Einfühlung in die Personen gelingt es der Malerin, Bewegung in das flächige Profil zu bringen. Man spürt eine Art rhythmischen Ausdruck im Bildnis, das als abstrakte Darstellungsform nicht die charakteristischen Merkmale des Gesichts in das Blickfeld des Betrachters stellt, sondern die ausgeprägte Kontur des Kopfes in den Mittelpunkt rückt. Ähnlich der klassischen japanischen Malerei arbeitet Liv Mette Larsen bewußt konzentriert mit der Fläche und ihrer linearen Rhythmisierung. Die silhouettenhaften Portraits strahlen eine stark anziehende Körperhaftigkeit aus. Aus der Fläche wird die Vorstellung von Räumlichkeit entwickelt, die Projektion der dreidimensionalen Wirklichkeit auf die Leinwand gelingt mittels perspektivischer Darstellung.
Die Definition des Portraits im Duktus der Malerin ist aufgelöster Natur; es entsteht aus fragmentarischen Bildern unter Verwendung unterschiedlicher Zeichensysteme, die allesamt Spuren des Persönlichen beleben. Die einzelnen Bildtafeln können als Metapher für Brüche des Erlebten verstanden werden, deren Gehalt sich erst im Ganzen, dem komplexen Bildwerk erschließt.

Liv Mette Larsen nähert sich einer Portraitdarstellung höchst unterschiedlich. Über Symbolhaftes, das sich ihr als charakteristisches Zeichen oder Motiv einprägt, über ein Gefühl, das den Augenblick einer Begegnung wachruft, oder auch über die Handschrift einer Person. In der authentischen Handschrift gelingt es Spuren der individuellen Lebensgeschichten abzulesen. Am Anfang stehen an die Künstlerin gerichtete Schriftdokumente differenter Art - Briefe, Notizen, Wortspiele persönlicher Handschriften. Diese erlauben Reflektionen in der Weise eines Spiegels oder einer Mikrophotographie auf den Geist, die Seele, den Charakter und die Persönlichkeit ihres Urhebers.

Die Künstlerin versucht keine graphologische Analyse, an der Schrift fasziniert sie zunächst das zeichenhafte Element, eine spürbare Bildhaftigkeit. Durch die Geste des Schreibens ruft sie das Bewußtsein an eine Person hervor. In der Art archäologischer Entdeckung gerät aus den individuellen Schriftzügen das Spiegelbild einer Person. Offen und gradlinig entwickeln sich Gedächtnisbilder, die wiederum als Chiffres fungieren, Schriftcodes scheinbar übersetzen und ein Portrait entlang den Buchstaben und Zeilen entwerfen. Nicht eines der Schriftfragmente wird buchstäblich umgesetzt, vielmehr ist man in Liv Mette Larsens Malereien gefordert, Schrift und Bild im Dialog zu kontemplieren. Das bildhaft Dargestellte ist ebenso schematisiert wie die fragmentarisch verwendeten Schriftzeichen. Läßt der Betrachter das Auge lang genug auf den Bildern ruhen, erkennt man ein System von Übermalungen, die weniger Korrekturen als Prinzip sind. In Auseinandersetzung mit dem reinen Farbraum entsteht im Prozeß des Übermalens ein autarker Farbfluß.
Auf den zunächst flächig homogenen Oberflächen der Leinwände erreicht die Künstlerin durch wiederholtes Übermalen mit transparenter Farbe eine Durchdringung der Farbebenen. Es entstehen sichtbare Farbabstufungen, die dem fertigen Bild Transparenz verleihen und den behutsamen Duktus des Malens erahnen lassen.
Die Farbe hat eine interaktive Funktion im Bild - sie überlagert, bildet räumliche Strukturen und Figurationen heraus. Während in den Neuner-Serien, analog und angeregt durch die Begegnung mit Barnett Newman' s Who is afraid of red, yellow and blue IV, drei Farben - rot, gelb und blau - rein sowie in ihren Tönungen - die grundierte Leinwand dominieren, experimentiert die Malerin häufig mit der Monochromie der Farben. Die Auswahl der verwendeten Farben ist im Grundsatz sehr reduktionistisch - aus dem satten Farbgeflecht, das oft nur leicht im Ton variiert, erwächst eine besondere ästhetische Qualität. Die Bilder ziehen in ihrer Farb- und Motivintensität an, erlauben Einblick in den Fundus der reichen, gleichsam subtilen und prägnanten Farbempfindung der Malerin. Erst die Kombination der Farben, Zeichen und Profile hebt letztlich den Schleier eines biographischen Mosaiks, das eine wohltuende Nähe zur Künstlerin erzeugt.