Jan Smejkal wird 1948 in Beroun, Tschechische Republik, geboren. Er wächst in Prag auf und studiert dort ab 1967 Kunst an der Hochschule für Gestaltung. 1968 - 1973 setzt Smejkal sein Studium an der Städelschule in Frankfurt am Main fort. Seit 2001 lebt und arbeitet Smejkal in Berlin. In den jüngeren Werken des Künstlers bilden die „Sprühbilder" und „Linienbilder" abstrakte Gegenpositionen zu den so genannten Schriftbildern. Durch die Spontaneität der Handbewegung und des Sprühvorgangs entstehen Werke von einer einzigartigen Dynamik. Das Sujet der Linienbilder hingegen sind komplex ineinander verschlungene Linien vor monochromen Hintergrund, die einen Weg ohne Anfang und Ende, einen Prozess beschreiben. Den größten Teil seines Oeuvres bilden die „Schriftbilder", wie er sie selbst nennt. Im urbanen Raum greift er Worte und Sätze in verschiedenen Sprachen auf, inspiriert von Werbetafeln, Straßenschildern, von aktuellen Schlagworten und anderen Schriftquellen. Smejkal zeichnet jederzeit und überall, versieht seine Zeichnungen mit Texten und Datumsangaben, wie eine Art Tagebuch. Anschließend extrahiert der Künstler Worte, Sätze bzw. deren Fragmente aus den Skizzen und bringt diese kreuz und quer, horizontal, vertikal, gespiegelt oder in verschiedenen Richtungen auf die Leinwand. Die Werke bleiben fast immer ohne Bildtitel und somit ohne eine assoziative Interpretationsvorgabe. Dennoch kann sich der Betrachter Sinnzusammenhängen im Bild nicht entziehen. So erschließt sich z.B. in einer Arbeit aus dem Jahr 1995 über mehrere Zeilen der Satz „Auch meine Nachbarin ist Künstlerin". Jedoch entgegen aller Assoziations- und Interpretationsmöglichkeiten wählt Smejkal die Texte zufällig aus. Hinter seiner Auswahl stehen keine Botschaften, vielmehr leiten sich diese vom Fundort des Textes ab. Er versteht seine Textfragmente als Malerei, typographische Aspekte bleiben zweitrangig. Vorrangig geht es Smejkal um die Schaffung einer stadtplanähnlichen Struktur. Die Botschaft produziert der Betrachter, wenn er das „Bild liest". Dabei ist es dem Künstler wichtig, dass die Bilder zunächst als Ganzes betrachtet werden und man sich anschließend in die Schriftzüge hineinbegibt. Der Rezipient sucht und findet seine eigenen Wege entlang der Linien und kann somit seine eigene „Lesart" erschaffen. Charakteristisch für Smejkals Arbeiten ist die Beschäftigung mit Wort und Schrift, Linie, Rhythmus und Struktur, aber vor allem mit ihrem Entstehungsprozess. Sie laden dazu ein, sich auf deren spannende Geschichten einzulassen und in den Texten auf Entdeckungsreise zu gehen.